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Morgi's Logbuch

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Eintrag #11

26.06.2006

St. Georges , Grenada

Wir sind seit beinahe 3 Wochen in Grenada und haben schon lange keinen Reisebericht mehr geschrieben. Das liegt ausschliesslich daran, dass sich in der Zwischenzeit fast nichts Erwaehnenswertes ereignet hat. Wir geniessen unsere Ruhezeit, und die guten Einkaufsbedingungen von St. George’s. So gut die Einkaufsbedingungen im englischen Einflussbereich eben sein koennen. Die Ueberfahrt von Carriacou war einfach, wir stoppten zum Uebernachten bei Rhonde Island. Ausser vielen Voegeln und Fischen gab es da gar nichts, eben einfach eine idyllische Ankerbucht. Nach Grenada war es dann am naechsten Tag auch nicht mehr weit und so kamen wir hier am fruehen Nachmittag an. Hier ankert man in einer Lagune direkt vor der Stadt.

Lagune Lagune

Der Ankerplatz war recht voll und in dem Modder brauchten wir auch ein paar Anlaeufe, bis der Anker richtig hielt. Aber nach dem 4. Versuch hat es dann geklappt. So ruhig wie hier hatten wir es schon lange nicht mehr an einem Ankerplatz, es war fast so, wie in einem See. Die Lagune selbst ist von hohen Bergen umgeben, tatsaechlich handelt es sich um einen ehemaligen Vulkankrater. Michaela und Volker waren ab dem 9.6. mit Fussballschauen beschaeftigt und wir genossen es sehr, mal laenger an einem Ort zu sein. Nach ein paar Relaxtagen begannen wir mit Schoenheitsreparaturen am Schiff. Das Holz musste einmal wieder geoelt, und ein bisschen Farbe aufgetragen werden. Bei dem grossartigen Stoffangebot bekam die MORGI auch noch frische Fenstervorhaenge. Die „alten“ waren schon 8 Jahre alt und wurden durch das viele UV-Licht langsam bruechig. Ganz arbeitswuetig wurden wir jedoch nicht. Wir nahmen uns Zeit, die Stadt St. George’s anzusehen. Mit ca. 4400 Einwohnern ist sie die Inselhauptstadt.

Iwan

Im September 2004 traf Hurrican „ Ivan „ auf die Insel und zerstoerrte mehr als 85 % der Gebaeude. Die Narben sieht man heute noch, aber es wird auch viel gebaut. Die Innenstadt ist sehr quirrlig und am Samstag wird es besonders lebendig.

Stadt Stadt

Da ist hier Markttag und alle zieht es auf den Obst-Gemuese-Gewuerzmarkt. Auch wir standen extra mal frueh auf, um uns von den Geruechen berauschen zu lassen.

Markt

Grenada ist zwar nur 35 x 20 km gross, hat aber bis 800m hohe Berge und wirkt deshalb recht kompakt. Grenada ist auch als Gewuerzinsel bekannt. Muskatnuss, Zimt, Ingwer und Gewuerznelken machen 20 % der Exporteinnahmen aus. Traurige Beruehmheit erlangte Grenada im Jahr 1983, als die USA mit 6000 Marineinfanteristen auf der Insel landeten und die an Kuba orientierte Regierung zerschlug. Hier auf Grenada gibt es auch einen Trans-Ocean ( TO ) Stuetzpunkt. TO ist ein deutscher Verein, der es sich zum Inhalt gemacht hat, das Fahrtensegeln und somit auch Fahrtensegler zu unterstuetzen. Dazu unterhaelt dieser Verein fast auf der gesamten Welt Stuetzpunkte. Mit der hiesigen Stuetzpunktleiterin, Uschi, hatten wir schon von unterwegs per email Kontakt aufgenommen. Und sie war so nett ein Paket mit einem dringend benoetigten Akku fuer uns anzunehmen. Das Timing hat auch prima geklappt. Nachdem wir einen Vormittag, 6 Bueros, unzaehlige Formulare und einige Gebuehrenrechnungen spaeter die Zollprocedur hinter uns gebracht hatten, hielten wir auch den neuen Akku in den Haenden. Da in der Zwischenzeit viele TO-Schiffe eingetroffen waren, die Fussball-WM begonnen hatte ( und man als echter Deutscher gefaelligst Fussballfan zu sein hat ) lud uns Uschi zum BBQ/Fussballgucken zu sich nach Hause ein.

Fussball

Jeder brachte was zum Grillen mit und gemeinsam sahen wir das Spiel Deutschland – Polen. Uschi lebt schon seit ueber 20 Jahren auf der Insel und wohnt in einem wunderschoenem Haus oberhalb einer traumhaften Bucht.

ToHaus

Neben ihrer Arbeit fuer TO engagiert sich Uschi auch fuer Blinde, unterrichtet Kinder und Jugendliche im Kunsthandwerk, gibt Deutschkurse und macht ueberhaupt den Eindruck, ein rundherum ausgefuelltes Leben zu fuehren. Auf jeden Fall war es ein sehr schoener Abend bei ihr und es war nett, sich im grossen Seglerkreis auszutauschen. Gemeinsam mit Michaela und Volker, die zu diesem Zweck einen Mietwagen organisiert hatten, machten wir uns auf, die Insel auf dem Landwege zu erkunden. Zunaechst fuhren wir zu den Concord-Wasserfaellen.

Wasserfall

Da es die letzten Tage allerdings ausgiebigst geregnet hatte, luden sie mit ihrem braun gefaerbten Wasser nicht zum Schwimmen ein. Weiter ging es zur Dougaldston Estate, einer ehemaligen Gewuerzpflanzung mit angeschlossener fruehindustrieller Verarbeitung. Die Betonung liegt auf „ehemalig“, denn eigentlich steht nur noch ein Lagerschuppen, in dem uns ehemalige Mitarbeiter in die Gewinnung von Muskatnuss, Zimt, Luffa etc. eingeweihten.

Gewuerze

Gewuerze

Gewuerze

Nebenan konnte man noch die vor sich hin rottenden dampfgetriebenen Maschinen besichtigen. Hier stehen die Raeder seit 15 Jahren still und die ganze Anlage zerfaellt rapide – schade, das waere ein schoenes Museum.

Maschinen

Ganz anders im „River Antoine Estate“, St. Patrick’s. Dort wird mit Hilfe von Wasserkraft Zuckerrohr zermahlen und seit 1785 unveraendert Rhum gebrannt.

Rum Rum

Das Endprodukt schmeckt hervoragend ( selbst probiert ) und ist mit 75% nichts fuer schwache Gemueter. Um Flugtouristen die Mitnahme des guten Stoffes zu ermoeglichen, verduennt die Destillerie ihren guten Stoff auf schlappe 69%. Beim Betrachten der einzigen, antik aussehenden, Kontrollmoeglichkeit kamen uns auch schon Zweifel, ob Ethyl / Methyl hier allzu ernst genommen wird. Wir haben uns ein paar Flaschen davon mitgenommen und werden damit einen Selbstversuch starten. Sehr zu unserem Bedauern stand das Wasserrad gerade still. Um die Zuckerrohrmuehle verteilt lagen und sassen die Angestellten und auf Nachfrage konnte uns keiner sagen, ob das Rad sich heute noch einmal drehen wird. Wir hatten aber nicht den Eindruck, dass es die Mitarbeiter sonderlich interessierte.

Mitarbeiter Mitarbeiter

Im „Belmont Estate“ wurden wir mit der Kakao-Gewinnung vertraut gemacht. Die Bohnen kommen aus der Schale und werden in Holzboxen fermentiert und anschliesend 8 Tage lang an der Luft getrocknet. Dann koennen die Bohnen in der hiesigen Schokoladenfabrik weiterverarbeitet werden.

Schokolade

In den 8 Tagen „latscht’ ein Mann barfuss keuz und queer durch die Kakaobohnen, damit sie auch von allen Seiten her getrocknet sind.

Latschen

Unterstuetzung hat er dabei von diversen Hunden und Katzen, die darin spielen. Der Begriff Schokoladenfabrik weckt vielleicht falsche Assoziationen. Tatsaechlich ist es eher eine Manufaktor in Wohnzimmergroesse. Ausgetueftelt haben das ganze 2 amerikanische Entwicklungshelfer zusammen mit einem einheimischen Partner. Die Maschinen sind ueberarbeitete Uraltgeraete, angetrieben werden sie von Elektromotoren, die ihren Strom aus einer Solaranlage beziehen. Also, so eine Mischung aus Antik und High-Tec. Das fertige Produkt hat uns allen gut geschmeckt. Alles in allem erschien uns Grenada als recht wohlhabend, im Vergleich zu anderen ehemaligen englischen Karibikinseln. Obwohl der Verfall, und nicht nur „Ivan“-Schaeden allgegenwaertig sind, wird ueberall auch gebaut und renoviert.

Reno

Und die Versorgungslage ist ueberdurchschnittlich. Auch hier begegneten uns die Menschen mit der selben Freundlichkeit, die wir mit ganz ganz wenigen Ausnahmen seit unserer Ankunft in der Karibik schon geniessen.

Ende Eintrag #11




Eintrag #12

20. 08. 2006

Storebay , Tobago

Jpg

Der Abschied von Grenada passierte schneller als geplant. Es sollte wieder eine tropical wave mit viel Regen und Wind die Karibik erreichen und wir nutzten ein Wetterfenster um sicher und trocken nach Trinidad zu kommen. Die Ueberfahrt war sehr anstrengend; nachdem wir lange Zeit in einer absolut ruhigen Bucht lagen und dadurch zu richtigen Segel-Softies mutiert sind, machte uns das Kabbelwasser zu schaffen. Nach 2 Stunden waren wir ueber das flache Schelf hinaus und die Wellen wurden etwas geordneter. Der Wind war leider nicht so wie im Wetterbericht versprochen und so mussten wir unseren Motor dazunehmen. Erschwerend kam ein Gegenstrom mit bis zu 4 kn hinzu, so dass wir oft unter 2 kn Fahrt ueber Grund machten. Die Nachtfahrt verlief ohne Zwischenfaelle, es waren zwar jede Menge Segelyachten um uns herum, aber sie fuhren in die selbe Richtung. Gegen 11:00 Uhr erreichten wir Trinidad. Wir hatten sogar ein Empfangskomitee; eine Delphinfamilie begruesste uns am Eingang zur Bucht. Bis dahin hatten wir noch nie einen jungen Delphin gesehen und stellten fest, dass auch sie erst schwimmen und springen lernen muessen. Bei den „Eltern“ sah es deutlich eleganter aus.

Wir ankerten in einer sehr unruhigen Bucht mit unzaehligen anderen Segelbooten, und fuhren mit dem Dinghie zum Einklarieren. Das Fussball-WM-Fieber hatte auch die Offiziellen erreicht und nach einem Blick in unsere Paesse begannen sie sofort, von Deutschland zu schwaermen. Offensichtlich gab es einen kompletten Betriebsausflug von Customs und Immigrations nach Deutschland, denn jeder schwaermte mit „Sternchenaugen“ von diesem Ereignis. Gluecklicherweise hatten wir in den letzten 2 Wochen immer mal wieder ein paar Sachen aufgeschnappt und mussten uns so nicht als Fussball-Uninteressierte outen. An diesem Tag bekamen wir keinen Liegeplatz mehr in einer Marina und so verbrachten wir eine unruhige Nacht vor Anker. Am naechsten Tag bemuehten sich Edgar und Volker um einen Liegeplatz, was aber leider nicht von Erfolg gekroent war. Dann hoerten wir den Tipp mit Gaspar Grande.

Gaspar Grande ist eine kleine vorgelagerte Insel vor Chaguaramas und beherbergte frueher einmal ein Resort namens Fantasy Island. Dort sollte es noch eine „Marina“ geben, zumindest , wenn man keine hohen Ansprueche hat. Wir wollten einiges an unserem Schiff arbeiten, hier in Chaguaramas gibt es jede Menge Schiffsausruester und Werften, Landstrom brauchten wir; also schauten wir uns Fantasy Island an.

Werkzeug

Es muss wirklich einmal ein schoenes Resort gewesen sein, jetzt verfaellt es allerdings zusehens. Es gab eigentlich keinen Besitzer mehr, die Arbeiter bekommen unregelmaessig ihren Lohn und nur ein paar Haeuser waren noch bewohnt. In den (sehr guenstigen) Marinagebuehren war auch ein kostenloser Faehrshuttle enthalten, so kamen wir ohne Probleme auf das Festland. Die erste Zeit liefen wir eigentlich nur von Shop zu Shop oder von Werft zu Werft. Vermutlich gibt es hier alles, aber nicht immer gleich, und dann muss man auch noch wissen, wo. Wir erreichten einiges und begannen mit den Arbeiten am Schiff. Nach 2 Wochen war der Leidensdruck ( unzaehlige Moskitos, unbenutzbare Duschen und nicht immer Wasser vorhanden) so gross, dass wir noch einmal eine Suche nach einem Liegeplatz in Chaguaramas starteten. Michaela und Volker waren erfolgreich und organisierten uns 2 Liegeplaetze in der „Power Boat Marina“. Hier konnte man endlich wieder leben. Perfekte Duschen, Strom und Wasser am Steg gute Infrastruktur mit kleinem Supermarkt, Restaurant und Internetcafe auf dem Gelaende. So machte das Arbeiten schon wieder mehr Spass. Dass unser Liegeplatz beim Tidenwechsel und bei suedlicher Windlage dem Schwell ausgesetzt war, nahmen wir billigend in Kauf. So glich unser Schiff jetzt alle paar Stunden einer Achterbahn.

Wir hatten uns vorgenommen, das Deck neu zu streichen. Bis jetzt hatten wir es immer noch stueckchenweise neu gestrichen , diesmal sollte es perfekt werden.

Work

Dazu musste die ganze Farbe von 27 Jahren und jede Menge alte Spachtelmasse runter. Das kostete 3 Heissluftfoehns das Leben, aber mit Regenunterbrechungen hatten wir es nach 2 Wochen geschafft. Dann konnte der Farbaufbau beginnen. Ausserdem haben wir der MORGI nun doch eine Festglas-Sprayhood spendiert. Wir konnten hier preiswert eine gebrauchte Sprayhood kaufen und haben diese der MORGI angepasst. Wir hoffen, dass zukuenftig nicht mehr jede Welle unser Cockpit fuellt und die Ueberfahrten dadurch etwas trockener werden.

Boot

Da es allerdings immer wieder regnete (so ist das halt in der Regenzeit); die tropical waves, die gewoehnlich viel Regen mitbringen, erreichen unser Gebiet alle 5 Tage, unternahmen wir auch ein paar andere Dinge. Zum Beispiel Shoppen in Port of Spain. Port of Spain ist nicht nur die wirtschaftliche, politische und administrative Metropole des Inselstaates, sondern auch mit Abstand die groesste Stadt auf den Kleinen Antillen. Von den rund 80 verschiedenen Nationen und Ethien, die auf Trinidad beheimatet sind, hat jede hier ihre groessere oder kleinere Gemeinde. Das Stadtbild wird von Kirchen, Moscheen und Hindu-Tempeln genauso gepraegt, wie von modernen Zweckbauten, Einkaufszentren oder historischen Gebaeuden aus der Kolonialzeit. Kurz, eine architektonische Katastrophe, aber liebenswert und voller Leben. Das Angebot umfasst eigentlich alles, aber besonders Sportkleidung ( Puma, Adidas etc. ) ist unglaublich billig. Und dann der Service: wann immer man etwas ausgesucht hat, steht schon eine sympatisch laechelnde Verkaeuferin hinter einem, die alles schon einmal zur Kasse bringt. Nach Port of Spain gelangten wir fuer 5TT$ ( ca. 80 Cent) mit dem Maxi-Taxi. Diese geniale Nahverkehrsalternative fasziniert uns immer wieder. Man stellt sich an die Strasse, wartet wenige Minuten, besteigt einen Toyota-Kleinbus und kommt damit praktisch an jeden Punkt.

Chaguaramas ist keine richtige Stadt, sondern lediglich eine Anhaeufung von vielen Werften, Boatshops und Reparatur-Betrieben fuer einfach alles. Dazu viele Restaurants, kleinere Supermaerkte, ein Faehrdienst ( der Faehrmann, Wade, ist wirklich „everybodies darling“ ) und einfach alles, was das Fahrtenseglerherz begehrt. Viele Skipper lassen ihr Boot hier an Land aufbocken und kommen erst nach der Hurricansaison wieder zurueck. Aber fast genauso viele bringen hier ihr Schiff wieder auf Vordermann, oder ruesten sich fuer den Start Richtung Pazifik. Wir genossen die internationale Fahrtensegler-Szene hier. Der Austausch von Informationen ueber fast jede Ecke der Erde ist grossartig. Ueberhaupt haben wir das Gefuehl, dass hier jeder alles tut, damit Fahrtensegler sich wohlfuehlen. Unter anderem gibt es hier eine Organisation mit dem Namen: „Members only“. Ihr Chef, Jesse James, ist 24h fuer Segler da, er organisiert Touren ueber die Insel, Einkaufstouren in „Metro-aehnliche“ Supermaerkte, bei denen einem dann danach der Einkauf bis vor das Schiff gebracht wird, Ausfluege zu Grossveranstaltungen, Kinobesuche ................ . Er war auch der Erste, der am Krankenbett einer Seglerin stand, die einen Verkehrsunfall erlitt. Klar, das Ganze hat auch eine Schattenseite, die wir an dieser Stelle auch nicht unterschlagen wollen. Kriminalitaet ist schon ein Thema hier. Auf dieser kleinen Insel werden statistisch gesehen, jeden Tag 1,7 Menschen ermordet. Es gab vor 3 Wochen einen bewaffneten Ueberfall auf ein Maxi-Taxi, zum Glueck ohne Verletzte. Einige Segler wurden ueberfallen, als sie an der Strasse entlang gingen und bis vor 2 Wochen verschwand noch jede Nacht mindestens ein Dinghi samt Motor. Der Dinghi-Klau hatte sich nach kurzer Zeit erledigt, seit die stark vertretene anglo-amerikanische Seglergemeinde eine Nachtwache organisiert hatte. Jede Nacht wachen nun 4 Boote ueber das Ankerfeld, ausgeruestet mit starken Scheinwerfern und Funkgeraet. Seitdem kam hier nichts mehr abhanden. Jedoch hat sich die Art der Kriminalitaet noch verschlechtert. 2 Yachten wurden von bewaffneten Gangstern ueberfallen und ausgeraubt. Die 2. ueberfallene Yacht sendete nachts um 3.30 Uhr ein „Mayday“, das wir hoerten, aber die Taeter waren zu diesem Zeitpunkt schon gefluechtet. So konnten wir nur noch den voellig abstrusen Funkkontakt mit der Kuestenwache verfolgen, die mehr als eine halbe Stunde brauchte, um lediglich Namen und Rufzeichen der ueberfallenen Yacht aufzunehmen, waehrend die Taeter in aller Ruhe ihre Beute in Sicherheit bringen konnten.
Es ist wirklich schade, dass ein paar wenige wirklich „schlimme Finger“ den Eindruck einer ganzen Inselbevoelkerung verderben. Wann immer wir unterwegs sind, treffen wir auf freundliche, hilfsbereite, zufriedene und aeusserst gastfreundliche Menschen. Deshalb geniessen wir auch die Zeit, die wir hier verbringen.

Jpg Not Found

Letzte Woche unternahmen wir mit Jesse James eine Inselexkursion; zunaechst zum „Asa Wright Nature Centre“, einer ehemaligen Kakao- und Kaffeeplantage, die heute ein Naturschutzgebiet mit ueber 186 Vogelarten ist.Wir sahen unfassbar viele verschiedene Kolibris, einen Tucan, eine Tarantel ( am Ende eines Treppengelaenders, die wir hinuntergingen) und einen Aguti ( so eine Mischung aus Meerschweinchen, Hase, Eichhoernchen und Ratte).

Jpg Jpg Jpg

Nach dem im ehemaligen Herrenhaus serviertem Lunch, suchten wir Abkuehlung in einem natuerlichen Pool mit Wasserfall und glasklarem, kuehlen Wasser mittem im Regenwald. Fast unertraeglich „kitschig“ wurde es als uns dann in allen Farben glaenzende Kolibris dabei umschwirrten. Spaeter ging es weiter zum „Caroni-Swamp“.Hier befindet sich mit dem „Caroni Bird Sanctury“ eines der interessantesten und schoensten Vogelschutzgebiete der Karibik. Uns erwartete ein Fuehrer, der uns in einem kleinem Motorboot durch diese amphibische Wunderwelt befoerderte, vorbei an Schlammspringern, Krabben, Boas, die sich um Aeste winden und Leguanen.

Jpg

Die Hauptattraktion ist der Scharlachibis, der Nationalvogel Trinidads. Dieser herrlich feuerrote Vogel mit einer Spannweite bis zu einem Meter bruetet in diesem riesigen Sumpfgebiet. Diese ganztaegige Tour unternahmen wir zusammen mit Michaela und Volker, Beate, Oliver und ihrer 6jaehrigen Tochter Elaisa von der „BESS“ und einem amerikanischem Seglerpaar. Wir waren alle zu muede zum Kochen und assen noch gemeinsam im „Sail’s Restaurant“ zu Abend. Die Zeit des Abschiedsnehmens kam; von Michaela & Volker von der „ La Gitana „ muessen wir uns nach 8 gemeinsamen, schoenen Monaten verabschieden. Unsere Reiserouten trennen sich hier, da wir nach Tobago segeln und sie schon weiter Richtung Pazifik wollen. An unserem Abschiedsabend kochten wir thailaendisch ( danke Manuela fuer die Curries ) und beendeten den Abend weit nach Mitternacht.
Einen Tag spaeter feierte Oliver von der „BESS“ seinen Geburtstag, dabei konnten wir dann allen anderen Seglern, die wir hier kennen und schaetzen gelernt haben „Auf Wiedersehen“ sagen.

Jpg

Am Freitag, den 18. August haben wir die Chaguaramas-Bucht verlassen, nachdem wir unseren Propeller von Seepocken befreit haben, die diesen vollstaendig bedeckten. Das restliche Unterwasserschiff werden wir in der naechsten schoenen Bucht ebenfalls reinigen muessen. Der Weg nach Tobago war ziemlich muehsam, da der Wind und vor allem eine starke Stroemung entgegenlaeuft. Zum Glueck sind es nur etwas ueber 60 sm und mit einem Zwischenstopp an der Nordost-Spitze Trinidads sind wir nach 2 Motortagen mit Delphinbegleitung ziemlich relaxt in Tobago angekommen. Nach 11 Wochen genossen wir unseren ersten Kopfsprung in tuerkisblaues Wasser.

Ende Eintrag #12




Eintrag #13

09.09.2006

Charlotteville , Tobago

Wie immer auf einer neuen Insel, ging es auch dieses Mal als erstes zum Einklarieren. Dazu mussten wir mit dem Taxi nach Scarborough fahren. Das Immigrationsoffice ist direkt am grossen Faehranleger und das ganze, freundliche, Procedere war innerhalb einer halben Stunde erledigt. Wir durchstreiften die Stadt ; da sie recht klein ist, hatten wir bald alles gesehen, kauften noch frisches Obst und Gemuese ein und fuhren dann wieder zurueck zu unserem Boot ( Fahrpreis 80 Eurocent ). In Grenada hatten wir Petra und Roland von der „Avalon“ kennengelernt, sie trafen wir hier wieder. Nach so langer Zeit gab es jede Menge zu erzaehlen, kannten sie doch inzwischen Tobago sehr gut und wir konnten ihnen viele Tipps ueber Chaguaramas geben.

So gemuetlich blieb es leider nicht, denn es kuendigte sich eine starke tropical wave an. Gluecklicherweise hatten wir in der Bucht WIFI, so konnten wir regelmaessigig die Wetterentwicklung verfolgen. Besonders gut klang es allerdings nicht: diese tropical wave war sehr weit suedlich und hatte schon draussen auf dem Atlantik das Potenzial, sich zu einem Sturm zu entwickeln. Die Vorhersagemodelle konnten nicht sicher voraussagen, ob sie als tropical storm ueber uns drueber gehen wird. Da wir aber 2 Tage Vorlaufzeit hatten, konnten wir uns gut vorbereiten. Wir brachten einen 2. Anker aus, um uns besser zu verkatten, informierten die anderen Boote, damit sie sich auch organisieren konnten und dann warteten wir. Am Donnerstag, den 24.8. erreichte uns dann die tropical wave mit viel Wind, heftigen Gewittern und starken Regenfaellen. Spaeter entwickelte sie sich zu Hurrican „Ernesto“, aber das war gluecklicherweise erst weiter westlich. Die Anker hielten und ausser einem unruhigen Tag war alles ok.

Das grosse Ereignis in der Store Bay war das “Great Race” am 26.08. Die Schnellboote starteten in Chaguaramas, Trinidad und Zieleinlauf war in der Store Bay, Tobago. Die schnellsten Boote schaffen das in weniger als 2 Stunden, so dass die ersten gegen 9.00 Uhr morgens erwartet wurden.

Jpg Jpg

Es wurde alles karibisch organisiert. Das heisst, die Ankerlieger ( wir gluecklicherweise nicht ) mussten ihre Schiffe umankern, da fuer den Zieleinlauf, die Bojen oder fuer die Fernsehteams Platz geschaffen werden musste. Zwischen dem Organisationsteam und der Coastguard wurde nicht viel abgesprochen, sodass es ein paar Ankermanoever brauchte, bis alle in Sicherheit waren. Die Party begann schon am Freitag, es wurden Buehnen am Strand aufgebaut, Fresszelte errichtet und die Musik spielte durch bis zum Samstag. Petra und Roland von der „Avalon“ hatten uns zum Fruehstueck eingeladen, da man von ihrem Katamaran aus einen perfekten Ueberblick hatte. Wir liessen es uns schmecken und warteten mit vollen Baeuchen auf die ersten Schnellboote. Das erste kam auch bald, erkannte aber wohl die Streckenfuehrung nicht, verpasste die Bojen und donnerte dann ungebremst durch das Ankerfeld. Uns allen passierte gluecklicherweise nichts, allerdings hatte sein Verfolger nicht so viel Glueck. Sie kollidierten und der Mann musste mit einem schweren Beinbruch nach Trinidad geflogen werden. Das war aber die einzige schwere Katastrophe, alle anderen kamen irgendwann heil ins Ziel. Wir wollten uns am Nachmittag das Fest und die Siegerehrung ansehen und fuhren deshalb mit unserem Dinghie an den Strand. Die Atmosphaere empfanden wir eher als feindlich, fast jeder hatte mehr Alkohol getrunken, als ihm guttat und wir, als einzige Weisse, wurden kritisch beschaut. Wir gingen dann auch bald wieder. Die eigentliche Party fand auf den grossen Motorschiffen der reichen Trinidianer statt. Sie feierten sich selbst und ihre Erfolge lautstark und ausgelassen.

In der Bucht lernten wir auch Heidi und Tony von der „World citizen“ kennen. Diese beiden netten Amerikaner sind auf ihrer Amel Super-Maramu 2000 unterwegs. Das Schiff hatten sie von einem Schweizer gekauft und konnten die (deutschen) Erklaerungen nicht lesen. Wir halfen ihnen gern beim uebersetzten der vielen Aufkleber und trafen uns spaeter noch mit Petra und Roland von der „Avalon“ und Norman ( einem sehr netten Englaender mit einer atemberaubenden Vergangenheit) bei Heidi und Thony auf einen Drink. Es machte grossen Spass, sich mit verschiedenen Seglern zu unterhalten , die unterschiedliche Konzepte haben. Petra und Roland verchartern ihr Schiff und wollen so langsam die Welt umrunden, Heidi und Thony sind von Hawaii hierhergekommen und er verdient seinen Lebensunterhalt als Pilot, Norman war so eine Mischung, aus James Bond und Superman. Der Abend endete spaet und wir gingen mit vielen neuen Eindruecken und Geschichten ins Bett.

Am naechsten Tag fragte uns Thony, ob wir ihm nicht helfen koennten, seinen ( noch nie benutzten ) Blister mit ihnen zu testen. Allein wagten sie sich nicht an das riesige Segel und zu viert sollte es kein Problem sein. Der Wetterbericht versprach 14kn Wind, ideall fuer einen Probeschlag. Er holte uns mit dem Dinghie ab und wir nahmen unsere Schnorchelausruestung mit. Das meiste hatten sie schon vorbereitet, so dass wir nur noch das Segel hochziehen und ankerauf gehen mussten. Es funktionierte alles grossartig und bald flogen wir mit bis zu 8 kn ueber glattes Wasser. Wir segelten zur Mt. Irvine Bay und dort ankerten wir vor einem Riff. Das Wasser war kristalklar, keine Qualle zu sehen ( in der Store Bay gab es davon leider jede Menge ) und wir sprangen alle mit unserer Schnorchelausruestungen ueber Bord. Es war atemberaubend; so viele verschieden grosse, bunte Fische hatten wir seit den BVI’s nicht mehr gesehen. Wir blieben eine Stunde im Wasser und als wir zurueckkamen, hatte Heidi schon leckere Sandwiches auf den Tisch gezaubert. Spaeter segelten wir wieder in die Store Bay zurueck.

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2 Tage spaeter kam Katharina mit ihren Toechtern Zsa Zsa und Zoe zu uns an Bord. Katharina ist eine „alte“ Freundin von Edgar und lebt seit 14 Jahren mit ihrem Mann Noel auf Tobago. Zusammen segelten wir in die noerdlich gelegene Englishman Bay. Zsa Zsa und Zoe hatten grossen Spass am Ruder der MORGI und gut gelaunt erreichten wir in Schlangenlinien am Spaetnachmittag den neuen Ankerplatz, wo wir uns alle, kaum das der Anker gefallen war, ins kuehle, klare Nass stuerzten. Die Bucht war traumhaft.

Jpg

Ringsherum Urwald bis ans Ufer, ein weisser Strand ...... , einfach Karibik wie auf Postkarten. Leider stand ziemlich ungemuetlicher Schwell in die Bucht. So verliessen wir am naechsten Tag eine der schoensten Buchten auf unserem Weg bisher- dachten wir wenigstens- bis wir mit Delphinbegleitung in die Man o’ war Bay- Pirates Bay einliefen. Wir wollen Euch nicht langweilen, aber: Urwald bis an die Ufer, weisser Strand, ein kleines beschauliches Fischerdorf, Charlotteville, ein paar kleine Riffe ........ einfach paradiesisch.

Jpg

Hier gab es ein Wiedersehen mit der „Mimpi Manis“, die wir zuletzt vor 2 Monaten auf Grenada gesehen hatten. Unsere Tage verbringen wir hier mit suessem Nichtstun, lesen, schwimmen und hin und wieder einen kleinen Schwatz mit Evi, Stephan und Lena von der Mimpi Manis. Wir blieben eine Woche und das „Aufregenste“ war die Besichtigung der Cambleton Battery. Von dem ehemaligen Fort sind ausser 2 Kanonen und ein paar Ueberesten der Verteidigungsanlage nichts uebriggeblieben, es wurde jedoch ein kleiner Park gestaltet und der Ausblick auf Charlotteville und die Bucht ist von da oben einfach phantastisch. Eigentlich wollten wir noch ein paar Tage in der Mt. Irvine Bucht bleiben, hatten uns aber umentschieden; kein Plan haelt bei Seglern eh laenger als 24h.

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Wir wollten unseren 15. Hochzeitstag in einem guten Restaurant feiern und da es auf Tobago zwar leckere aber einfache Roti-Shops gab, entschlossen wir uns schon 2 Tage frueher zurueck nach Chaguaramas zu segeln. Nach einem Uebernachtungsstopp in der Store-Bay, wo wir uns noch von Heidi & Tony und der Mimpi Manis Crew verabschieden konnten, starteten wir am 12.9. morgens Richtung Trinidad. Wir hatten wenig Wind aber 3kn Stroemung mit uns, so konnten wir mit Motorunterstuetzung und unserem Gennaker in 9 ½ h die 58 sm gut meistern. Zum Einklarieren war es zu spaet und so blieben wir noch eine Nacht in der Scotlandbay, kurz vor Chaguaramas. Mit dem Rufen der Bruellaffen wurden wir am naechsten Morgen geweckt und 1h spaeter machten wir die MORGI wieder in der Power Boat Marina fest. Michaela & Volker von der „La Gitana“ waren schon da und halfen uns beim Anlegen. Bald trafen wir Moni & Herrman von der „GraefinV“ und Beate von der „Bess“ wieder. Es fuehlt sich gut an, nette Menschen in vertrauter Umgebung zu sehen. Unseren Hochzeitstag feierten wir in „The Lure“, einem wunderschoenen und sehr guten Restaurant. Claudia genoss es, sich mal wieder die Fingernaegel zu lackieren, einen kurzen Rock und Absatzschuhe zu tragen. Hier in Chaguaramas wollen wir eine Woche bleiben, noch ein paar Dinge erledigen und dann Richtung Venezuela starten.

Jpg

Ende Eintrag #13




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